Gedanken zur Weihenacht

Kaum ein Fest polarisiert die Menschen stärker, als das Weihnachtsfest. Auf der einen Seite  stürzen sich viele in  Hektik und Stress, um den Vorstellungen, die (so hat es den Anschein), gezielt von der Wirtschaft gesteuert und gefördert werden, gerecht zu werden.

Da werden Geschenke gekauft, nicht immer zur Freude oder zum Nutzen der Beschenkten. Es kann schon vorkommen, dass man ein Geschenk im nächsten Jahr wieder verpackt wiederbekommt. Da werden Kekse und Kuchen gebacken und schon ab Anfang Dezember gegessen, sodass zu Weihnachten kaum jemand mehr Gebäck sehen kann. Da werden Festessen vorbereitet und die Supermärkte leergekauft, sodass der Verdacht aufkommen könnte, die nächste Hungersnot stünde unmittelbar bevor. Eine Weihnachtsfeier jagt die nächste, meist mit viel Alkohol und Smalltalk, sodass ja keine Zeit bleibt, sich Gedanken über den Sinn all dieser Aktivitäten zu machen. Stille und Friede sind kaum erlebbar, ganz im Gegenteil: Missverständnisse, Streit und laute Aggression nehmen zu.

Einsamkeit

Auf der anderen Seite gibt es viele Menschen, die gerade in dieser Zeit besonders unter ihrer Einsamkeit leiden – die steigende Selbstmordrate im Advent spricht eine deutliche Sprache! Menschen, die eine innere Leere verspüren, welche durch Konsum in keiner Weise aufgefüllt werden kann. Menschen, die danach fragen, was denn eigentlich wirklich zu Weihnachten gefeiert wird? Menschen, die weder im Kaufrausch, noch im Kitsch, noch in der Sentimentalität die Beantwortung ihrer Fragen nach dem Sinn finden.

Ersehnte Geschenke

Und doch – viele erinnern sich an schöne Weihnachten aus ihrer Kinderzeit und versuchen, getreu nach diesen Erinnerungen, ihre heutigen Feste zu gestalten. Besonders, wer das Glück hat, Kinder in seiner Nähe zu erleben, kann noch einen Rest der eigentlichen Stimmung verspüren. Das Staunen und Leuchten in den Augen der Kinder beim Anblick eines geschmückten Tannenbaumes, beim Singen von alten Liedern, beim Auspacken eines ersehnten Geschenkes, kann einen Hauch der eigentlichen Bedeutung von Weihnachten wiederbringen.

Seelische Güter

Es ist eine Zeit der Einkehr, der Besinnung auf innere Werte. Nicht äußerer Überfluss macht uns reich, sondern die Fülle seelischer Güter wie Ruhe, Gelassenheit, Heiterkeit, Konsequenz und Selbstbestimmung. Die seltenen Momente wirklicher menschlicher Begegnung sind das größte Geschenk unserer Zeit. Vielleicht kann es hilfreich sein, wieder auf die alte Tradition zurückzugreifen, zum Fest jemanden einzuladen, der einsam oder mittellos ist. Es kann hilfreich sein, Zeit für ein Miteinander zu schenken. Und es ist Zeit, auch Jenen zu beschenken, dessen Geburtstag aus Tradition oder Glaube gefeiert wird.

Womit? Wie wäre es mit ein bisschen Andacht, ein bisschen Vertrauen, ein bisschen ehrlicher Selbstreflexion, ein bisschen aufrichtiger Menschenliebe? Dann kann Weihe-Nacht wirklich kommen!

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